2024-04-22

#Manchmalbrauchtesmehrkonflikt

Passiert häufiger, als dass darüber gesprochen würde. Arbeit wird zur Zumutung, Vorgesetze mobben und ein Vernichtungsschlag folgt dem nächsten: Wer gegen Unrecht scheitert.

Zumeist unterstellt man zunächst nichts Böses, sucht möglicherweise das Gespräch, wird abgewiegelt oder auch mit holen Versprechen ruhig gestellt.

Der nächste Tiefpunkt folgt auf dem Fuße. Man ist sich sicher, hier passiert Unrecht. Systematisch. Man sucht das Gespräch mit Freunden, kriegt dort Bestätigung der eigenen Ansicht, und sucht sich Hilfe innerhalb der Organisation. Das kann die Frauenbeauftragte, der Betriebsrat, die Vertretung der Wissenschaftlichen Mitarbeiter sein.

Im ungünstigen Fall erfährt man auch dort wenig Unterstützung – das Gefühl des Ausgegrenzt seins nimmt zu, das Gefühl, die falsche Person am falschen Ort zu sein, das Gefühl, dass mit einem selbst etwas verkehrt ist.
Hoffentlich ist man in einem Berufsverband organisiert, der es einem ermöglicht, unkompliziert eine erste Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen. Manchmal ist das wie Aufzug fahren mit dem Selbstbewusstsein, aus dem Keller bei -10 nach Erdgeschoss.

Dann kommt die große Frage: Was nützt eine Klage? Der Leidensdruck ist immens, die Erde ist schon verbrannt und wird durch einen Rechtstreit nur noch verbrannter, und in den kleinen Communities, wie z.B. der Medizin und Wissenschaft haben Gerüchte Lichtgeschwindigkeit. Bin ich noch einstellbar beim nächsten Top-Arbeitgeber? Oder gelte ich als Querulant und persona non grata, weil ich mich einer Machtperson entgegen gestellt habe?

Oftmals ist es die unbefriedigende, aber weise Entscheidung, einfach das Weite zu suchen und neu anzufangen. Was würde ein mit Rechtsmitteln ausgetragener Konflikt bringen: wenig. Was würde ein solcher Konflikt kosten? Viel Geld, viel Zeit und vor allem viel Lebensenergie.

Die persönliche Entscheidungen, den zermürbenden Streit vor Gericht nicht anzugehen, hat meinen vollsten Respekt.

Und gleichzeitig stabilisiert sie Unrecht: Weil systematisches Unrecht erfolgreich als Einzelschicksal personalisiert worden ist.

Manchmal braucht es eben mehr Konflikt.