2024-03-12

“Ich kann alles erzählen!” - Was wäre, wenn das stimmt?

“Ich kann alles erzählen!” - Was wäre, wenn das stimmt?

Ich beame mich zurück zum 15.Januar. Ich war ins Büro der Fakultät eingeladen. Der Dekan überreichte die Habilitationsurkunden und bat um eine kurze Vorstellung. Meine Vorredner kamen den Wunsch nach – Klinik, Arbeitsgruppenleitung, spannendes Forschungsprojekt, renommierte Geldgeber, hochrangige Publikationen – fantastisch hörte sich das an, nach einer großartigen Zukunft. Und richtig viel Erfolg.
Ich sagte nur: Ne, ich bin zu Hause mit zwei kleinen Kindern und hab die Stadt gewechselt. Ein betretenes „Ähm, jaa…“ - zum Glück konnte man gleich den Ausführungen der nächsten erfolgreichen Person lauschen. Ich war mich sicher, dass hier nicht der Ort war, um zu sagen, dass ich mich für einen anderen Weg entschieden habe. Ich hatte keine Lust auf Diskussion, keine Lust auf hochgezogene Augenbrauen, keine Lust auf höflich verstecktes Kopfschütteln.
Wenn ich tatsächlich alles erzählen könnte, dann hätte ich gerne gesagt:
Ich habe in der Zwischenzeit eine Coaching-Ausbildung gemacht, hab viele innere Hürden übersprungen, bin gewachsen, ich hab unfassbar viel gelernt, ich bin weiter gekommen in der Frage, was ich kann und was ich will. Dass ich etwas gefunden habe, dass mir aufrichtig Spaß macht und dessen Tun ich so oft genieße. Dass ich zufriedener und geerdeter bin als je zuvor. Und dass ich es nicht mehr hergeben möchte.

Ob ich alles erzählen kann? Da bin ich mir noch nicht sicher.

Was könntest du erzählen, wenn du dir dem Wohlwollen deines Umfeldes sicher wärst?